[VGN] Grandma Hardcore
Juengst las ich bei Spiegel.de von einer alten Dame, die wohl schon laengst weltbekannt ist, die ich allerdings noch nicht gekannt habe: Old Grandma Hardcore, eine 7o-jaehrige alte Dame, die einfach nur gerne Videospiele spielt. So eine Oma haette ich auch gerne (*_* ) [...]
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18. November 2005
FREIZEIT
Oma Hardcore im God Mode
Von Christian Stöcker
Sie lieben es, wenn die Zombieköpfe platzen, sie hassen Zensur, sie wollen gute Geschichten, sie geben eine Menge Geld für Games aus - und die Industrie ignoriert sie. SPIEGEL ONLINE hat mit Hardcore-Gamern jenseits der Sechzig gesprochen, der Zielgruppe der Zukunft.
Helge Tantzscher spielt an seinem Flügel gern Chopin. Er hat 300 Opern auf Video, sein Lieblingsautor ist Thomas Bernhard. Abends sieht sich der 65-jährige Rentner mit seiner Frau die Tagesschau an. Und dann schaltet er eine seiner drei Spielkonsolen ein und fängt an, Zombieköpfe platzen zu lassen.
Tantzschers momentaner Favorit ist "Resident Evil 4". Das ziemlich blutige Horrorgame hat er schon neunmal durchgespielt, aber auch "Doom 3", "Splinter Cell" und "Metal Gear Solid". Der Diplomsoziologe gehört zu einer Gruppe, die in den Schlachtplänen von Politikern und Spieleindustrie nicht vorkommt: Ältere Menschen, die Videospiele spielen.
Dabei sind die, zumindest in den USA, gar keine kleine Gruppe mehr. Die Entertainment Software Association veröffentlichte kürzlich Zahlen, denen zufolge 19 Prozent aller Amerikaner über 50 Jahre regelmäßig am PC spielen. In Deutschland sind nach Zahlen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, immerhin schon acht Prozent der Gamer über 40, bei PC-Spielen sind es sogar 13 Prozent.
Tantzscher, der Mitte der Neunziger mit "Tomb Raider" anfing, fühlt sich mit seinem Hobby ein bisschen alleingelassen. Wenn er in Internetforen mit anderen Fans über Spiele diskutiert, verheimlicht der sein 65-Jährige sein Alter. Denn wenn er das preisgibt "werden die andern gleich ganz befangen." Er komme sich vor "wie ein Exot", sagt er. Mit seinen gleichaltrigen Freunden und Bekannten kann er über das Thema nicht sprechen, "wenn ich da was erzähle, kucken mich die Leute scheel an." Dabei würde er gerne mal jemand finden, mit dem er zum Beispiel "über die wunderschöne Musik" reden kann, die David Lynchs Hauskomponist Angelo Badalamenti für das Spiel "Fahrenheit" geschrieben hat.
In den USA ist man schon weiter. GeezerGamers.com zum Beispiel ist ein Internetforum, das sich speziell an "reife" Spielefans wendet. "Wir haben Kinder, Ehefrauen, Exfrauen, Hypotheken und Kombinationen davon", heißt es in der Selbstbeschreibung, "und wir lieben ein gutes Game". Bei einer internen Umfrage kam heraus, dass die meisten zwar zwischen 30 und 40 sind - etwa sieben Prozent sind aber älter als 45, immerhin vier Prozent über 51 Jahre alt. Die ältesten der 4500 Mitglieder sind weit über 60. Gestandene Ehepaare verabreden sich in den Foren zu Onlinedates, um sich gegenseitig bei "Halo 2" mit Laserwaffen zu beharken.
"Grandma Hardcore" ist eine Berühmtheit
Barbara St. Hilaire ist berühmt. Die 69-Jährige bekam vor einigen Monaten ihr eigenes Weblog, geführt von ihrem Enkel Timothy, denn "der Computer und ich verstehen uns nicht", wie sie sagt. St. Hilaire spielt Konsolenspiele - im Schnitt etwa zehn Stunden am Tag. Unter dem Titel "Old Grandma Hardcore" berichtet Timothy online aus dem Leben seiner Großmutter. Darüber, wie sie "Feuer und Flamme war" als sie zum ersten Mal eine Xbox 360 ausprobieren durfte, über ihre Besessenheit von der Rollenspiel-Serie "Growlanser", und darüber, wie sie ihre Spielfigur mit wüstesten Worten beschimpft, wenn die nicht tut, was sie soll.
Seit den Siebzigern spielt die Dame. "Ich ging zum Bowlen oder ins Kino, und spielte da an Arkade-Automaten", erzählt sie im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, "und als das Nintendo [Entertainment System, eine der ersten Farb-Spielkonsolen] herauskam, bin ich hängengeblieben", erzählt sie. Heute daddelt die ganze Großfamilie. Die Gaming-Matriarchin hat fünf Kinder und zwölf Enkel.
Durch das Netz wurde St. Hilaire zu einer kleinen Berühmtheit. Dann kam MTV (Videolink) und bot ihr einen Job an. Für die Game-Sendung G-Hole bespricht Barbara St. Hilaire seit dem 14. November Spiele - auf ihre unnachahmliche Weise. Entsprechend den strikten Regularien des US-Fernsehens werden wohl viele der Beiträge hauptsächlich aus Pieptönen bestehen, denn, wie Timothy es formuliert, "Oma flucht viel." St. Hilaire hat früher in der Fabrik gearbeitet, bei Black & Decker an der Maschine - da gewöhnt man sich einen rauen Umgangston an.
"Ich werde bis an mein Lebensende zocken"
Ihr heutiger Lebensstil - aufstehen, ein paar Stunden Gaming, dann ein gutes Buch Lesen, ein bisschen Ölmalen, mit den Enkeln eine Runde Konsolengolf und dann wieder auf Zombiejagd - ist ein Blick in die Zukunft unserer Gesellschaft. Helge Tantzscher aus Berlin sagt: "Ich gehe davon aus, dass ich bis an mein Lebensende zocken werde." "Grandma Hardcore" hat auch nicht vor, den Controller demnächst aus der Hand zu legen - obwohl sie die Arthritis manchmal sehr plagt und sie an Ego-Shootern nicht mehr so viel Spaß hat, weil ihre Reaktionen nicht mehr ganz so schnell sind.
Beide sehen kaum fern. Beide besitzen alle aktuellen Videospielsysteme und nutzen sie auch - die Industrie übersieht einen extrem kaufkräftigen Markt, weil sie auf die unter 30-Jährigen starrt.
"Grandma Hardcore" glaubt, dass man der alternden Menschheit in der westlichen Welt etwas Gutes täte, wenn man ihr das Daddeln näher bringen könnte: "Das wäre nützlich! Aber es ist die Frage, wie man die Leute dazu bringt, sich dafür zu interessieren." Enkel Timothy spielt mit dem Gedanken, Omas plötzlichen Ruhm für genau diesen Zweck auszunutzen: "Es wäre schön, wenn wir ein Programm starten könnten, um Spielkonsolen in Alten- und Pflegeheime zu bringen - weil es helfen kann: Es trainiert den Geist."
Positive Effekte für Reaktionen und Wahrnehmung
Das stimmt. Schließlich ist Gaming in erster Linie Training von Hand-Auge Koordination, Aufmerksamkeitssteuerung und Konzentration - alles Dinge, die im Alter langsam schlechter werden. Positive Auswirkungen auf Reaktionszeiten und visuelle Wahrnehmung älterer Menschen durch ganz normale Videospiele sind längst durch Experimente belegt.
Eben erst haben Forscher bei der Jahrestagung der Society for Neuroscience in Washington ein Game vorgestellt, dass als Trainingsgerät für ältere Menschen gedacht ist. Allerdings geht es in dem "Spiel" von Michael Merzenich vom Unternehmen "Posit Science" nicht ums Ballern sondern um das Training von Hör-Arealen im Gehirn - die Aufgabe besteht im schnellen Unterscheiden von hochfrequenten Tonsignalen. Damit soll die auch im Alter noch vorhandene Plastizität des Gehirns genutzt werden, um altersbedingte Defizite auszugleichen - ein Prinzip, dass sich ausweiten ließe.
Barbara St. Hilaire und Helge Tantzscher allerdings wollen keine Therapie-Spiele - nur bessere. "Ich würde mir Spiele wünschen, die mehr in die Tiefe gehen", sagt Tantzscher, "im großen und ganzen wiederholt sich das immer." Was nicht heißt, dass ihm das Ballern in "FarCry Instincts" keinen Spaß gemacht hätte, "dadurch, dass man ja in die Figur hineinschlüpft" gäbe man sich eben auch mit einer weniger ausgefeilten Story zufrieden, "aber das Potential dieses Mediums ist längst noch nicht annähernd realisiert." Seine Frau, die nur am PC spielt, ist da anders - wenn ihr Gatte in einen interaktiven Film einsteigt, spielt sie währenddessen Tetris-ähnliche Geschicklichkeitsspiele.
Amüsiert, wenn die Köpfe platzen
Barbara St. Hilaire sagt über die Spiele, die sie schätzt: "Ich mag eine gute Geschichte, und wenn es auch den Geist fordert." Das hochgelobte Adventure "Fahrenheit", das genau das versucht, hat sie aber frustriert: "Ich fand die Geschichte toll, aber das Ende war so enttäuschend. Und die Bedienung hat mich in den Wahnsinn getrieben". Helge Tantzscher sieht das genauso.
Mit der oft kritisierten Gewalt in Games haben beide keine Probleme. "Manchmal amüsiert mich das sogar," sagt der Soziologe Tantzscher, "wenn ich gut treffe und dann so ein Kopf explodiert." Seine Frau sei da anders, "die kann das nicht sehen." Barbara St. Hilaire dagegen hat absolut nichts gegen ein gutes Gemetzel. Sie liebt zum Beispiel "God of War" - ein Spiel, das in Deutschland gar nicht erst auf den Markt kam, weil man davon ausging, dass es keine Jugendfreigabe erhalten würde - Oma Hardcore versucht sich gerade an der schwersten Spielstufe, dem "God Mode". Tantzscher hat sogar "Manhunt" durchgespielt, ein extrem brutales Spiel, das in Deutschland verboten ist. "Die indizierten Titel hole ich mir in Österreich", sagt der Opern-Fan. Das deutsche Zensurgebaren sei "idiotisch". Erwachsene wollen sich eben nicht vorschreiben lassen, wie sie ihre Freizeit verbringen dürfen.
Und bei aller Begeisterung für klassische Musik und gute Literatur - Spiele könnten eben etwas, was andere Medien nicht schafften, sagt Tantzscher, der vor allem Gruseliges wie die Horrorserie "Silent Hill" liebt: "Beim Spielen habe ich manchmal eine Gänsehaut. Das passiert mir mit einem Buch nicht."
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18. November 2005
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Oma Hardcore im God Mode
Von Christian Stöcker
Sie lieben es, wenn die Zombieköpfe platzen, sie hassen Zensur, sie wollen gute Geschichten, sie geben eine Menge Geld für Games aus - und die Industrie ignoriert sie. SPIEGEL ONLINE hat mit Hardcore-Gamern jenseits der Sechzig gesprochen, der Zielgruppe der Zukunft.
Helge Tantzscher spielt an seinem Flügel gern Chopin. Er hat 300 Opern auf Video, sein Lieblingsautor ist Thomas Bernhard. Abends sieht sich der 65-jährige Rentner mit seiner Frau die Tagesschau an. Und dann schaltet er eine seiner drei Spielkonsolen ein und fängt an, Zombieköpfe platzen zu lassen.
Tantzschers momentaner Favorit ist "Resident Evil 4". Das ziemlich blutige Horrorgame hat er schon neunmal durchgespielt, aber auch "Doom 3", "Splinter Cell" und "Metal Gear Solid". Der Diplomsoziologe gehört zu einer Gruppe, die in den Schlachtplänen von Politikern und Spieleindustrie nicht vorkommt: Ältere Menschen, die Videospiele spielen.
Dabei sind die, zumindest in den USA, gar keine kleine Gruppe mehr. Die Entertainment Software Association veröffentlichte kürzlich Zahlen, denen zufolge 19 Prozent aller Amerikaner über 50 Jahre regelmäßig am PC spielen. In Deutschland sind nach Zahlen, die SPIEGEL ONLINE vorliegen, immerhin schon acht Prozent der Gamer über 40, bei PC-Spielen sind es sogar 13 Prozent.
Tantzscher, der Mitte der Neunziger mit "Tomb Raider" anfing, fühlt sich mit seinem Hobby ein bisschen alleingelassen. Wenn er in Internetforen mit anderen Fans über Spiele diskutiert, verheimlicht der sein 65-Jährige sein Alter. Denn wenn er das preisgibt "werden die andern gleich ganz befangen." Er komme sich vor "wie ein Exot", sagt er. Mit seinen gleichaltrigen Freunden und Bekannten kann er über das Thema nicht sprechen, "wenn ich da was erzähle, kucken mich die Leute scheel an." Dabei würde er gerne mal jemand finden, mit dem er zum Beispiel "über die wunderschöne Musik" reden kann, die David Lynchs Hauskomponist Angelo Badalamenti für das Spiel "Fahrenheit" geschrieben hat.
In den USA ist man schon weiter. GeezerGamers.com zum Beispiel ist ein Internetforum, das sich speziell an "reife" Spielefans wendet. "Wir haben Kinder, Ehefrauen, Exfrauen, Hypotheken und Kombinationen davon", heißt es in der Selbstbeschreibung, "und wir lieben ein gutes Game". Bei einer internen Umfrage kam heraus, dass die meisten zwar zwischen 30 und 40 sind - etwa sieben Prozent sind aber älter als 45, immerhin vier Prozent über 51 Jahre alt. Die ältesten der 4500 Mitglieder sind weit über 60. Gestandene Ehepaare verabreden sich in den Foren zu Onlinedates, um sich gegenseitig bei "Halo 2" mit Laserwaffen zu beharken.
"Grandma Hardcore" ist eine Berühmtheit
Barbara St. Hilaire ist berühmt. Die 69-Jährige bekam vor einigen Monaten ihr eigenes Weblog, geführt von ihrem Enkel Timothy, denn "der Computer und ich verstehen uns nicht", wie sie sagt. St. Hilaire spielt Konsolenspiele - im Schnitt etwa zehn Stunden am Tag. Unter dem Titel "Old Grandma Hardcore" berichtet Timothy online aus dem Leben seiner Großmutter. Darüber, wie sie "Feuer und Flamme war" als sie zum ersten Mal eine Xbox 360 ausprobieren durfte, über ihre Besessenheit von der Rollenspiel-Serie "Growlanser", und darüber, wie sie ihre Spielfigur mit wüstesten Worten beschimpft, wenn die nicht tut, was sie soll.
Seit den Siebzigern spielt die Dame. "Ich ging zum Bowlen oder ins Kino, und spielte da an Arkade-Automaten", erzählt sie im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE, "und als das Nintendo [Entertainment System, eine der ersten Farb-Spielkonsolen] herauskam, bin ich hängengeblieben", erzählt sie. Heute daddelt die ganze Großfamilie. Die Gaming-Matriarchin hat fünf Kinder und zwölf Enkel.
Durch das Netz wurde St. Hilaire zu einer kleinen Berühmtheit. Dann kam MTV (Videolink) und bot ihr einen Job an. Für die Game-Sendung G-Hole bespricht Barbara St. Hilaire seit dem 14. November Spiele - auf ihre unnachahmliche Weise. Entsprechend den strikten Regularien des US-Fernsehens werden wohl viele der Beiträge hauptsächlich aus Pieptönen bestehen, denn, wie Timothy es formuliert, "Oma flucht viel." St. Hilaire hat früher in der Fabrik gearbeitet, bei Black & Decker an der Maschine - da gewöhnt man sich einen rauen Umgangston an.
"Ich werde bis an mein Lebensende zocken"
Ihr heutiger Lebensstil - aufstehen, ein paar Stunden Gaming, dann ein gutes Buch Lesen, ein bisschen Ölmalen, mit den Enkeln eine Runde Konsolengolf und dann wieder auf Zombiejagd - ist ein Blick in die Zukunft unserer Gesellschaft. Helge Tantzscher aus Berlin sagt: "Ich gehe davon aus, dass ich bis an mein Lebensende zocken werde." "Grandma Hardcore" hat auch nicht vor, den Controller demnächst aus der Hand zu legen - obwohl sie die Arthritis manchmal sehr plagt und sie an Ego-Shootern nicht mehr so viel Spaß hat, weil ihre Reaktionen nicht mehr ganz so schnell sind.
Beide sehen kaum fern. Beide besitzen alle aktuellen Videospielsysteme und nutzen sie auch - die Industrie übersieht einen extrem kaufkräftigen Markt, weil sie auf die unter 30-Jährigen starrt.
"Grandma Hardcore" glaubt, dass man der alternden Menschheit in der westlichen Welt etwas Gutes täte, wenn man ihr das Daddeln näher bringen könnte: "Das wäre nützlich! Aber es ist die Frage, wie man die Leute dazu bringt, sich dafür zu interessieren." Enkel Timothy spielt mit dem Gedanken, Omas plötzlichen Ruhm für genau diesen Zweck auszunutzen: "Es wäre schön, wenn wir ein Programm starten könnten, um Spielkonsolen in Alten- und Pflegeheime zu bringen - weil es helfen kann: Es trainiert den Geist."
Positive Effekte für Reaktionen und Wahrnehmung
Das stimmt. Schließlich ist Gaming in erster Linie Training von Hand-Auge Koordination, Aufmerksamkeitssteuerung und Konzentration - alles Dinge, die im Alter langsam schlechter werden. Positive Auswirkungen auf Reaktionszeiten und visuelle Wahrnehmung älterer Menschen durch ganz normale Videospiele sind längst durch Experimente belegt.
Eben erst haben Forscher bei der Jahrestagung der Society for Neuroscience in Washington ein Game vorgestellt, dass als Trainingsgerät für ältere Menschen gedacht ist. Allerdings geht es in dem "Spiel" von Michael Merzenich vom Unternehmen "Posit Science" nicht ums Ballern sondern um das Training von Hör-Arealen im Gehirn - die Aufgabe besteht im schnellen Unterscheiden von hochfrequenten Tonsignalen. Damit soll die auch im Alter noch vorhandene Plastizität des Gehirns genutzt werden, um altersbedingte Defizite auszugleichen - ein Prinzip, dass sich ausweiten ließe.
Barbara St. Hilaire und Helge Tantzscher allerdings wollen keine Therapie-Spiele - nur bessere. "Ich würde mir Spiele wünschen, die mehr in die Tiefe gehen", sagt Tantzscher, "im großen und ganzen wiederholt sich das immer." Was nicht heißt, dass ihm das Ballern in "FarCry Instincts" keinen Spaß gemacht hätte, "dadurch, dass man ja in die Figur hineinschlüpft" gäbe man sich eben auch mit einer weniger ausgefeilten Story zufrieden, "aber das Potential dieses Mediums ist längst noch nicht annähernd realisiert." Seine Frau, die nur am PC spielt, ist da anders - wenn ihr Gatte in einen interaktiven Film einsteigt, spielt sie währenddessen Tetris-ähnliche Geschicklichkeitsspiele.
Amüsiert, wenn die Köpfe platzen
Barbara St. Hilaire sagt über die Spiele, die sie schätzt: "Ich mag eine gute Geschichte, und wenn es auch den Geist fordert." Das hochgelobte Adventure "Fahrenheit", das genau das versucht, hat sie aber frustriert: "Ich fand die Geschichte toll, aber das Ende war so enttäuschend. Und die Bedienung hat mich in den Wahnsinn getrieben". Helge Tantzscher sieht das genauso.
Mit der oft kritisierten Gewalt in Games haben beide keine Probleme. "Manchmal amüsiert mich das sogar," sagt der Soziologe Tantzscher, "wenn ich gut treffe und dann so ein Kopf explodiert." Seine Frau sei da anders, "die kann das nicht sehen." Barbara St. Hilaire dagegen hat absolut nichts gegen ein gutes Gemetzel. Sie liebt zum Beispiel "God of War" - ein Spiel, das in Deutschland gar nicht erst auf den Markt kam, weil man davon ausging, dass es keine Jugendfreigabe erhalten würde - Oma Hardcore versucht sich gerade an der schwersten Spielstufe, dem "God Mode". Tantzscher hat sogar "Manhunt" durchgespielt, ein extrem brutales Spiel, das in Deutschland verboten ist. "Die indizierten Titel hole ich mir in Österreich", sagt der Opern-Fan. Das deutsche Zensurgebaren sei "idiotisch". Erwachsene wollen sich eben nicht vorschreiben lassen, wie sie ihre Freizeit verbringen dürfen.
Und bei aller Begeisterung für klassische Musik und gute Literatur - Spiele könnten eben etwas, was andere Medien nicht schafften, sagt Tantzscher, der vor allem Gruseliges wie die Horrorserie "Silent Hill" liebt: "Beim Spielen habe ich manchmal eine Gänsehaut. Das passiert mir mit einem Buch nicht."
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Labels: videogame news
posted by Woodrow at 10/20/2006 10:26:00 PM
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