2005-11-15

Japans Prinzessin heiratet Buergerlichen

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Bürgerliche Heirat in Tokio
Vom Palast in die Zweiraumwohnung

Autofahren, kochen, putzen und einkaufen: Für die einzige Tochter des japanischen Kaisers hat ein neues Leben begonnen. Denn Prinzessin Nori hat einen Bürgerlichen geheiratet und verliert dadurch sämtliche Privilegien. Statt im Palast wohnt sie nunmehr in einer 50-Quadratmeter-Mietswohnung in Tokio.

Von Martin Fritz, ARD-Hörfunkstudio Tokio

Hunderte winkten Prinzessin Nori zu, als sie am Morgen den Kaiserpalast verließ, Hochrufe erklangen. Doch viel mehr Aufsehen erregte sie kaum: Die einzige Kaisertochter heiratete genauso bescheiden und unauffällig, wie die japanische Öffentlichkeit sie seit Jahren kennt. Sie trug keinen pompösen mittelalterlichen Kimono, sondern ein langes weißes Seidenkleid mit Perlenkette. Sie vermählte sich nicht in einem Schrein des Palastes, sondern trat im Hotel vor den Shinto-Priester.

Nur die engere Familie war dabei, ihre kaiserlichen Eltern und auch Kronprinzessin Masako, die seit zwei Jahren psychisch krank ist. Beim Empfang am Nachmittag waren nur 130 Gäste geladen. Das Paar tauschte keine Eheringe aus und gönnt sich nicht einmal Flitterwochen. Bräutigam Yoshiki Kuroda wirkt ähnlich unaufdringlich: Der 40-jährige Stadtplaner ist Beamter der Stadt Tokio und wohnte bisher bei seiner Mutter. Er kennt die Prinzessin seit der Grundschule und hatte zur Freude der konservativen Hofbeamten keine Affären. Lediglich seine Hobbys, schnelle Autos und alte Kameras, sind etwas extravagant.
Fortsetzung des alten Lebens?

Bei einem kurzen Auftritt nach der Zeremonie ließ die Braut trotzdem ein Hauch Selbstzweifel durchblicken. Ihr Vater habe ihr gesagt, sie solle weiter pflegen, was sie in ihrem bisherigen Leben gelernt habe. "Ich weiss noch nicht, ob ich das schaffen kann. Aber ich bin glücklich darüber, dass meine Eltern mein neues Leben als eine Fortsetzung meiner bisherigen Biographie betrachten."

Doch davon kann keine Rede sein. Denn durch die Hochzeit mit einem Bürgerlichen hat die Kaisertochter gemäß Gesetz alle Privilegien verloren. Früher hieß sie Prinzessin Nori, ab heute nur noch Sayako. Während Angehörige der Tennofamilie gar keinen Nachnamen haben, trägt die ehemalige Prinzessin jetzt den Namen ihres Mannes, Kuroda, zu deutsch Schwarzfeld.
Kleiner Scheck zum Abschied

Aus dem Kaiserpalast musste Frau Schwarzfeld ausziehen, ab heute Abend wohnt sie in einer 50 Quadratmeter großen Zwei-Zimmer-Mietswohnung. Eine gerade gekaufte Eigentumswohnung wird erst nächstes Jahr bezugsfertig. Der Abschied aus dem Kaiserpalast wird ihr zwar per Gesetz mit einem Scheck über eine Million Euro vergoldet. Aber das Geld reicht in Tokio gerade mal für ein Appartement in guter Lage.

Nach 36 Jahren im Palast ihrer kaiserlichen Eltern mit Dienern, Köchen und Chauffeuren muss die Ex-Prinzessin erstmals selbständig sein. In den letzten Monaten lernte sie dafür kochen, Autofahren - und sogar einkaufen. Anscheinend mit Erfolg: Der Kühlschrank in ihrer Wohnung soll für die nächsten Tage gut gefüllt sein. Dennoch ist ihr das bürgerliche Leben wohl noch ziemlich fremd. Sayako habe überrascht reagiert, so berichtete die Asahi-Zeitung, als sie von ihren Hofdamen hörte, dass sie ihre Wohnung vor dem Einziehen selber putzen müsse.
>> Q: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID4955248_TYP6_THE_NAV_REF_BAB,00.html

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